Lippenbär

Zu den sogenannten tropischen Bären zählt der Lippenbär, der in Nepal, Indien und Sri Lanka zu Hause ist. Seine bedächtige Fortbewegungsart, seine mit langen Sichelkrallen bewährten Zehen und das Fehlen zweier Schneidezähne erinnern an ein Faultier. Ende des vergangenen Jahrhunderts beschrieben Forscher den Lippenbären sogar als "bärenartiges Faultier". In der englischen Sprache heißt er noch heute "Faultierbär", "sloth bear". Lippenbären Steckbrief
Größe 1,40-1,90m (aufgerichtet), Schulterhöhe 70 cm
Gewicht: 90- 115 kg
Nahrung: Termiten, Beeren und andere Früchte, Vogeleier, Honig
Besondere Merkmal: zottiges, langes Fell, helle Brustzeichnung; sehr bewegliche Unterlippe; lange Krallen Doch heute weiß man, das der Lippenbär ein echter Bär ist. Der Lippenbär hat ein langes, zottiges Fell, tief schwarz, mit einer weißen, hufeisenförmigen Brustzeichnung, das um Hals und Nacken eine dichte, abstehende Mähne bildet. Er ist ein ausgesprochenes Waldtier und hält sich einzeln oder paarweise hauptsachlich im Flachland auf. Er ist jedoch auch ein ausgezeichneter Kletterer. Seine Nahrung besteht zum großen Teil aus Kerbtieren, außerdem aus Baumfrüchten, Blüten, Vogeleiern und Honig. Er ist ein besonders raffinierter Termitenjäger. Dabei kratzt er mit seinen Krallen so lange am Baum, bis er ihn aufgebrochen hat, dann bläst er mit häftigem Pusten den Staub heraus und bildet mit der rüsselartig weit vorgezogenen Schnauze und der langen Unterlippe gleichsam einen Trichter, mit dem er die Termiten aufsaugen kann. Sein Saugen und Pusten ist manchmal 200 Meter weit zu hören. Da die Bären aus den südlichen Breiten keinen Winterschlaf halten, könne sie das ganze Jahr über Junge bekommen. In den nördlichen Verbreitungsgebieten bringt die Bärin ihre Jungen im Dezember oder im Januar zur Welt. Die Tragezeit beträgt 170 bis 210 Tage. Die zwei oder drei kleinen Lippenbären klammern sich im langen Fell der Mutter fest und lassen sich von Ihr herumtragen. Dabei hat jedes der Babys seinen Stammplatz auf dem Rücken der Mutter. Der Lippenbär ist im allgemeinen harmlos. Unfälle mit den Menschen passieren meist, wenn sie ihn im Schlaf überraschen. Dann glaubt der Bär, sich verteidigen zu müssen. Als Waffe setzt er dabei seine Pranken mit den scharfen Krallen und seine mächtigen Eckzähne ein. Im Zoo sind Lippenbären gut zu halten. Aufgrund der Zerstörung ihres Lebensraumes ist der Bestand der Lippenbären auf 7500 bis 8500 zurückgegangen. Sie sind vom Aussterben bedroht. Ihre Zahl wird weiter sinken, denn auch heute noch werden sie in Indien gefangen und zu Tanzbären abgerichtet - oder sogar getötet, wenn sie auf den Feldern Schaden anrichten.
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